Wie Sie die Effektivität und Effizienz des Außendienstes steigern.
Außendienstmitarbeiter spielen weiterhin eine entscheidende Rolle in den Vertriebsstrategien von Unternehmen. Egal ob als Sales Representatives, Gebietsverkaufsleiter, Vertriebsspezialist, Account Manager oder Kundenbetreuer. Sie sind unverzichtbar für die Erweiterung der Geschäftstätigkeiten, die Förderung der Kundenbindung und die Anpassung an sich ändernde Marktbedingungen. Sie tragen wesentlich dazu bei, ein Unternehmen wettbewerbsfähig zu halten und auf Kundenbedürfnisse effektiv reagieren zu können.
Aber wie bzw. mit welchen Aufgaben verbringen Außendienstmitarbeiter eigentlich ihren Tag? Wir liefern Ihnen die Antwort, gestützt auf fast 30 Jahre Erfahrung in der Beratung und dutzende Begleitungen von Außendienstmitarbeitern. Eines schon vorweg – sie werden überrascht sein. Wir zeigen außerdem, wie Sie die Effizienz des Außendienstes steigern können und wie erfolgreiche Steuerung durch die Führungskraft gelingt.
Klassische Aufgaben eines Außendienstmitarbeiters
Die Aufgaben im Außendienst variieren nach Branche und Unternehmensziel, umfassen jedoch im Grunde die folgenden Tätigkeiten:
- Laufende Marktbeobachtung und Wettbewerbsanalyse
Außendienstmitarbeiter verfolgen die Entwicklungen am Markt, analysieren Trends, beobachten die Konkurrenz und leiten daraus Handlungsbedarfe für das Unternehmen, für die eigene Neukundenakquisition und den Ausbau der Bestandskunden ab.
- Akquisition von Neukunden
Aus der Analyse des Marktgebietes werden potenzielle Bedarfsträger bzw. Neukunden identifiziert, die Kundengewinnungsstrategie festgelegt und der erforderliche Kontakt aufgebaut.
- Betreuung von Bestandskunden
Außendienstmitarbeiter betreuen und pflegen die Beziehungen zu bestehenden Kunden, kennen deren Bedürfnisse und bieten ihnen die passenden Produkte/Dienstleistungen/Lösungen an. Damit verbunden ist das Identifizieren von Ausbaupotenzialen, Zusatzgeschäften, Cross-Selling-Möglichkeiten und die Erhöhung des Share-of-Wallet (= Anteil des Umsatzes eines Kunden für eine bestimmte Produktgruppe bei einem bestimmten Anbieter)
- Produktpräsentationen
Außendienstmitarbeiter stellen die Produkte oder Dienstleistungen des Unternehmens auf professionelle und überzeugende Weise vor und streichen den Mehrwert gegenüber dem Mitbewerb hervor. Über erkannte Produktdefizite informieren sie die Qualitätssicherung und liefern Input für die Produktentwicklung.
- Angebotserstellung und Vertragsabschlüsse
Außendienstmitarbeiter erstellen Angebote und Verträge, führen Verhandlungen mit Kunden und schließen Geschäfte ab.
- Sammeln von Kundenfeedback
Außendienstmitarbeiter sammeln Kundenmeinungen und Anregungen, übersetzen sie für das Unternehmen und leiten sie entsprechend weiter. Ziel ist eine Erhöhung der Kundenzufriedenheit und das Erkennen von Optimierungspotenzialen entlang der Customer Journey – dazu gehört auch die zeitnahe und professionelle Bearbeitung von Reklamationen.
- Repräsentation des Unternehmens
Außendienstmitarbeiter sind die Schnittstelle zum Kunden und vertreten das Unternehmen nach außen hin als erster Ansprechpartner und konstante Anlaufstelle – One Face to the Customer.
- Planung und Organisation
Außendienstmitarbeiter planen ihre Besuche bzw. Kundenkontakte und organisieren ihre Zeit effektiv, um den maximalen Nutzen aus ihren Verkaufsgesprächen zu ziehen und aktiven Verkauf zu forcieren.
- Dokumentation und Berichterstattung
Außendienstmitarbeiter dokumentieren ihre Aktivitäten und berichten ihren Vorgesetzten über Ergebnisse und Entwicklungen am Markt. Sie sind erster Ansprechpartner im Unternehmen in Bezug auf kundenspezifisches Wissen – ganz im Sinne von know your customer
Die Aufgaben im Außendienst sind vielfältig und bieten viel Raum für individuelle Gewichtungen. Diese sind dem wirtschaftlichen Erfolg leider nicht immer zuträglich.
Florian Schatz, Geschäftsführer SHS
Kundenkontaktzeit im Außendienst laut Studien
Aus unserer langjährigen Projekterfahrung wissen wir, der Erfolg im Verkauf ist umso größer, je höher die Kundenkontaktzeit der Außendienstmitarbeiter ist, bzw. je intensiver sich die Kundenkontaktpflege gestaltet. Studien von Salesforce bestätigen dies und zeigen, dass die Top-Performer im Fieldservice bis zu 30 % mehr Abschlüsse als ihre Kollegen generieren. Überraschend hingegen sind die in diesen Studien angegebenen Kundenkontaktzeiten in Höhe von 30-40 %, die deutlich über unseren Erfahrungswerten liegen.
Bei genauerem Studium der Daten wird allerdings schnell klar, wie sich diese Diskrepanzen ergeben. Bei den in den Studien angegebenen Werten zu Kundenkontaktzeiten handelt es sich um Selbstauskünfte der Außendienstmitarbeiter. Nach ihrer Selbsteinschätzung gefragt, erhalten wir von Außendienstmitarbeitern auf unseren Projekten ähnliche Angaben. Auch sie geben an, etwa 1/3 ihrer Zeit im direkten Kontakt mit dem Kunden zu verbringen.
Begleiten wir Mitarbeiter im Außendienst während eines Verkaufstages, zeigt sich in der Regel ein anderes Bild.
Selbsteinschätzung vs. Ist-Werte
Wie sieht also ein klassischer Verkaufstag in der Praxis tatsächlich aus?
Wir haben die anfallenden Tätigkeiten in 5 Themenblöcke zusammengefasst. Nachfolgend gehen wir auf ihre Gewichtung hinsichtlich Zeitverbringung ein – stets in der Gegenüberstellung von Selbsteinschätzungs- sowie Ist-Wert.
Kundenkontaktzeit
Zeit für einen persönlichen Austausch mit Kunden vor Ort, am Telefon oder über digitale Medien (Videocalls, Chats)
Terminvor- und -nachbereitung
Angebotserstellung, Reklamationsbearbeitung, Klärung offener Posten, Analyse von Neuerungen beim Kunden, Übermittlung von Veränderungen im Unternehmen, Dokumentation in CRM, offene To-Dos aus dem Aktionsplan)
Reisezeit/Reiseplanung
Besuchs- und Routenplanung, Buchung von Verkehrsmitteln, Fahrzeiten- und Routenoptimierung
Administration
Besprechungen mit anderen Fachabteilungen im Unternehmen, Spesenabrechnung, Zeitaufzeichnung
Aus- und Weiterbildung
Interne und externe Schulungen, Markt- und Konkurrenzbeobachtung, Produktschulungen, Trainings und Webinare/Tutorials
Woher kommt aber nun dieser massive Unterschied zwischen Ist- und Selbsteinschätzungswert, die Kundenkontaktzeit betreffend?
Unsere Projekte haben gezeigt, dass Außendienstmitarbeiter die Beschäftigung mit den Anliegen ihrer Kunden (Reklamationsbearbeitung, Angebotserstellung, Angebotsurgenzen und Wartezeiten beim Kunden) als Kundenkontaktzeit wahrnehmen. Die tatsächlich im Dialog mit dem Kunden verbrachte Kontaktzeit liegt bei nur einem Drittel der Eigeneinschätzung der Verkäufer. Das Nacharbeiten und Lösen von Kundenanliegen ist im Sinne der Kunden-Verkäufer-Beziehung wichtig, dient aber nur indirekt dem eigentlichen Ziel – dem aktiven Verkauf. Dieser ist nur im Rahmen des Kundenkontaktes möglich.
Kundenkontaktzeit effektiv steigern
Wir zeigen Ihnen 5 Maßnahmen zur nachhaltigen Erhöhung der Kundenkontaktzeit auf.
- Kundenklassifizierung
Kunden werden in unterschiedliche Cluster gruppiert und entsprechend ihrer Bedeutung betreut. Kriterien für eine Klassifizierung sollten eine Bewertung der aktuellen und der künftigen Situation abdecken. D.h. der aktuelle Ertrag den ein Kunde bringt, als auch sein Potential müssen berücksichtigt werden. In vielen Unternehmen erfolgt die Betreuung der Kunden unabhängig von deren Beitrag zum Erfolg des Unternehmens, sprich alle Kunden werden gleich betreut. Potenziale für Mehrertrag werden so verschenkt.
- Präsenz beim Kunden
Durch die Nutzung verschiedener Kontaktformate, wie z.B. persönliche Treffen, Messen, Inhouse-Veranstaltungen, Videocalls und Telefongespräche wird die Präsenz bei Kunden aufrechterhalten. Die Kommunikation ist somit vielfältig und effektiv, indem sie unterschiedliche Bedürfnisse berücksichtigt und leere Kilometer vermeidet.
- Routenplanung
Eine effektive Routenplanung im Außendienst steigert die Produktivität, indem der Anteil der Reisezeit je Kontakt sinkt. Unsere Projekte zeigen, dass eine Reduktion der Fahrzeiten um 50 % im Jahresschnitt möglich ist. Kürzere Wegstrecken reduzieren außerdem erforderliche Puffer für Pünktlichkeit. Die Reduzierung des CO2-Ausstoßes ist eine erfreuliche Nebenerscheinung und im Sinne einer umweltfreundlichen Geschäftspraxis.
- Digitalisierung
Die Nutzung von Smartphone-Applikationen zur automatisierten Erfassung von Arbeitszeit, Spesen oder zur Dokumentation der Kundeninformationen (CRM) reduzieren die administrative Zeit im Büro. Webbasierte Kalkulationstools, virtuelle Showrooms und eine digitale Angebotsstrecke unterstreichen die Kompetenz beim Kunden und beschleunigen die Auftragserfüllung /-abwicklung.
- Transparente Strukturen
Transparenz über den Fortschritt und die Zielerreichung steigert die Motivation der Vertriebsmitarbeiter und fördert den internen Wettbewerb. Abseits der Bonifikation von Leistung regt sie zum Lernen von den Besten an und fördert den Austausch von Best-Practices, um die Kundenkontaktzeit zu maximieren. Die Implementierung von Gamification-Elementen, darunter verstehen wir spielerische Anreizsysteme zur Zielerreichung, ohne finanzielle Vergütung, ermöglicht eine weitere Steigerung des Verkaufserfolges.
Durch die Umsetzung dieser Maßnahmen kann wertvolle Zeit für eine Erhöhung der Kundenkontaktzeit und damit für einen aktiven Verkauf geschaffen werden.
Das hilft jedoch alles nichts, wenn nicht auch die Schlagzahl erhöht wird. Dazu braucht es ein effektives Performancemanagement der Führungskräfte im Verkauf und die dafür erforderliche Transparenz durch ein entsprechend aussagekräftiges Vertriebscockpit.
Steuerung des Außendienstes durch die Führungskraft
Es ergeben sich somit drei wesentliche Aufgaben für Führungskräfte im Verkauf.
- Steigerung der Kundenkontaktzeit
Dies ist das vorrangige Ziel. Die Führungskraft hat sicherzustellen, dass alle Mitarbeiter ihre verfügbare Arbeitszeit optimal nutzen, sprich sich auf wichtige Verkaufsaktivitäten konzentrieren, ihre Besuchs- und Reiseplanung optimieren und administrative Aufgaben minimieren. Eine aktive Verkaufszeit von mehr als 20 % – 25 % sollte angestrebt werden.
- Performancemanagement
Voraussetzung für ein erfolgreiches Performancemanagement im Verkauf ist die Transparenz in der Kunden- und Marktbearbeitung. Erst dadurch wird eine zielgerichtete Planung der Verkaufsaktivitäten und das Erreichen der Verkaufsziele möglich. Neben der Pflicht (z.B. Umsatz- und Deckungsbeitragsziele, Anzahl an Kontakten) geht es dabei aber viel stärker um die Kür (Anteil Neukundengeschäft, Anteil des Umsatzes mit neuen Produkten, Abgreifen von Potenzialen bei bestehenden Kunden, etc.)
- Führen & Trainieren
Führungskräfte müssen die Unterschiede zwischen erfolgreichen und weniger erfolgreichen Verkäufern analysieren, verstehen und transparent machen. Fähigkeiten und Verhaltensweisen erfolgreicher Verkäufer gilt es zu fördern und diese als Best Practices anderen zu vermitteln. Gleichzeitig sollten mögliche Herausforderungen und Engpässe bei nicht erfolgreichen Verkäufern erkannt und unterstützende Maßnahmen ergriffen werden bzw. auch ganz bewusst neue Spieler aufs Feld geholt werden.
Fazit
Der Erfolg im Außendienst hängt also nicht nur vom Verkaufstalent, sondern auch davon ab, wie intensiv und regelmäßig man mit Kunden unmittelbar in Kontakt tritt (= Kundenkontaktzeit). Führungskräfte müssen sicherstellen, dass die Mitarbeiter im Außendienst ihre Ressourcen entsprechend gewichten und das Richtige tun (= Performancemanagement). Sie geben die Spur vor und sorgen dafür, dass der Außendienst auf Kurs bleibt (= Führen & Trainieren). Nur so ist Erfolg langfristig möglich.